Geschichte

Schmuckgarten in den 30er-Jahren © BGUW

Schmuckgarten in den 30er-Jahren – Wasserbecken © BGUW

Wie viele andere Botanische Gärten Europas wurde auch jener der Universität Wien ursprünglich als Hortus Medicus angelegt, um Studenten der medizinischen Fakultät eine mehr praktisch orientierte pflanzenkundliche Ausbildung zu ermöglichen. GERARD VAN SWIETEN, damaliger Direktor der medizinischen Studien und Präses der medizinischen Fakultät der Universität Wien, gab Kaiserin MARIA THERESIA, deren Leibarzt er war, hierzu die Anregung.

  • Im Jahre 1754 ließ Kaiserin MARIA THERESIA am Rennweg ein ca. 2 ha großes Grundstück ankaufen. Auf diesem Grundstück, welches sich vom Rennweg (heute Staatsdruckerei) bis zur derzeitigen Gruppe für Genetik und Evolution erstreckte, wurde ein Medizinalpflanzengarten angelegt. Mit seiner Planung und Gestaltung wurde ROBERT LAUGIER (1722-1793) beauftragt, der seit 1749 in Wien weilte. Er wurde nach dem Erwerb des Grundstückes erster Gartendirektor und erster Inhaber der neugeschaffenen Lehrstühle für Botanik und Chemie. Die ersten Pflanzen des neuen Botanischen Gartens stammten aus den Gärten Schönbrunns und des Belvederes. Im Freiland wurden sie nach dem Linné'schen System angeordnet. Es entstanden weiters die ersten zwei Gewächshäuser.
  • 1768, nach Laugiers Rücktritt, betraute man NIKOLAUS JOSEPH FREIHERR VON JACQUIN (1727-1817) mit der Leitung des Gartens sowie mit den beiden Lehrstühlen für Botanik und Chemie. In den folgenden Jahren wurde der Hortus Medicus immer mehr zu einem wissenschaftlich orientierten Botanischen Garten entwickelt, gleichzeitig förderte Jacquin aber auch neue Entwicklungen im Gartenbau (wie die Kultur von Freilandpflanzen). Die große Platane vor dem Institut und der Ginkgobaum seitlich des Institutes in den geographischen Gruppen stammen noch aus jenen Zeiten.
  • 1796 löste ihn sein Sohn JOSEPH FRANZ FREIHERR VON JACQUIN (1766-1839) ab. Von Kaiser Franz I. wurde dem Garten ein ca. 5,8 ha großes Grundstück, das sich südlich an den "alten" Garten anschloss, zur Nutzung überlassen. Ein Jahr später begann man mit der Gestaltung dieses "neuen" Gartens. Die Artenzahl wuchs in der folgenden Zeit auf ca. 8.000.
  • Nach dem Tode Jacquins übernahm 1840 STEPHAN ENDLICHER (1804-1849) das Ordinariat für Botanik und die Gartendirektion. In Anlehnung an seine Vorstellungen von einem "Natürlichen System", wie im von ihm verfassten "Genera Plantarum" publiziert, begann man 1841 mit der völligen Neugestaltung des Freilandes. Weiter wurde auf der Fläche des "alten" Gartens eine officinelle Abteilung mit 196 Beeten angelegt und später (1844) an deren Südseite das Botanische Museum errichtet. Die Gesamtartenzahl im Garten betrug 1840 8.186.
  • 1849 wurde EDUARD FENZL (1808-1879), der mit Endlicher zuvor schon verschiedentlich zusammenarbeitete, Gartendirektor. Er setzte die begonnene Neugestaltung des Gartens mit Hilfe des Obergärtners JOSEF DIEFFENBACH fort. Inzwischen befanden sich im Garten vier Gewächshäuser.
  • 1878 beauftragte man ANTON KERNER VON MARILAUN (1831-1898) mit der Direktion des Gartens. Er entwickelte in Teilen des "alten" Gartens die Pflanzengeographischen Gruppen, ein in Europa bis dahin einzigartiges Konzept, erweiterte die unter Endlicher und Fenzl im "neuen" Gartenteil vorgenommenen Pflanzungen und gestaltete die vorhandenen nach pflanzengeographischen Gesichtspunkten um. Von 1883 bis 1890 verkleinerte sich die Gartenfläche durch den Bau der Jacquingasse auf ca. 6 ha. Anschließend wurde eine neue officinelle Abteilung längs der Jacquingasse angelegt. 1889 wurde der in Nutzung befindliche "neue" Gartenteil der Universität (und damit dem Garten) geschenkt. Von 1890-1893 baute man die große Gewächshausanlage und übersiedelte die Pflanzen aus den alten Häusern in die neuen. Der Garten bestand zu dieser Zeit aus vier Abteilungen (der pflanzengeographischen und der pflanzensystematischen Abteilung, der Gewächshausabteilung und der Abteilung des Reservegartens).
  • Ende 1898, ein Jahr nach dem Tode Kerners, übernahm RICHARD VON WETTSTEIN (1836-1931) die Direktion des Botanischen Gartens. Die pflanzengeographischen Gruppen wurden weiter mit großer Sorgfalt betreut und um weitere Arten ergänzt. Es wurden das Botanische Institut neu gebaut und die biologischen Gruppen angelegt. Im Jahre 1930 stellte man dem Botanischen Garten den Host'schen Garten zur Verfügung.
    Es handelt sich hierbei um den Gartenteil, der einst Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand als Privatgarten diente. Er ist nach Nikolaus Thomas Host benannt, einem Schüler Nikolaus von Jacquins, der auf diesem Grundstück einen Garten der "Flora austriaca" angelegt hatte.
  • Nach dem Tode Wettsteins, 1931, berief man FRITZ KNOLL zum Direktor des Gartens. Noch zu Beginn seiner Amtszeit begann man wahrscheinlich mit der Neuanlage des Alpinums. Sowohl die Freilandflächen als auch die Gewächshäuser wurden während des Zweiten Weltkrieges stark beschädigt. Am Botanischen Museum waren die Schäden so groß, dass es in der Folge abgetragen werden mußte. Ebenfalls war die Fällung von über 200 Bäumen notwendig.
  • Nach interimistischer Gartenleitung durch HEINRICH LOHWAG (1945) und JOSEF KISSER (1945-1946) wurde das Amt des Gartendirektors von 1947 bis 1969 durch LOTHAR GEITLER ausgeübt. Bis in die siebziger Jahre war man mit der Beseitigung der Kriegsschäden, der Wiederherstellung der Gartenabteilungen und dem Aufbau von Pflanzensammlungen beschäftigt.
  • FRIEDRICH EHRENDORFER war von 1970 bis 1995 Gartendirektor. Zu Beginn seiner Amtszeit wurde der Host'sche Garten für Besucher geöffnet. Weiterhin baute man ein Experimentalhaus und erweiterte die Experimentalflächen im Freiland. Das Institutsgebäude und Teile der Gewächshäuser wurden generalsaniert.
  • 1995-1997 leitete MICHAEL HESSE den Botanischen Garten und setzte erfolgreich die Sanierungstätigkeiten an den Gewächshäusern fort.
  • Von 1997 bis Ende 2005 war TOD STUESSY Direktor des Botanischen Gartens. In dieser Zeit wurde u.a. die Gruppe der "Flora von Österreich" bedeutend erweitert und als moderne Anlage für integrierten "ex situ-Artenschutz" ausgebaut.
  • 2004 feierte der Botanische Garten sein 250jähriges Bestehen.
  • Seit Jänner 2006 ist MICHAEL KIEHN Direktor des Botanischen Gartens.
  • Im Jänner 2011 wurde der Botanische Garten zur Zentraleinheit der Fakultät für Lebenswissenschaften und ist jetzt "Core Facility Botanischer Garten".
  • 2019 wird das "Botanicum" fertiggestellt, ein winterfester Pavillon, der für unterschiedlichste Gartenveranstaltungen genutzt wird.