Gnadenkraut

Gratiola officinalis – Plantaginaceae

Gratiola officinalis – Die zarten Blüten stehen einzeln in den Blattachseln. © Botanischer Garten IBK

Gratiola officinalis – Die kleinen Blüten sind weiß bis blassrosa gefärbt. © Knickmann

Das Gnadenkraut wurde im 16. und 17. Jahrhundert zur Wundheilung und gegen Wassersucht genutzt – daher der Name "Gnadenkraut". Es hat weiße bis blassrosa Blüten und wächst an feuchten Standorten wie Moorwiesen, Gräben oder Flussufern. Der Botanische Garten der Universität Innsbruck kümmert sich um die Nachzucht dieser bedrohten Art.

Aussehen und Standortansprüche

Das Gnadenkraut ist eine ausdauernde Staude mit kriechendem Rhizom, die 15 bis 40 cm hoch werden kann. Die weiß bis blassrosa gefärbten Blüten stehen einzeln in den Achseln von schmalen, spitz zulaufenden Blättern. Blütezeit der Art ist Juli bis August. Das Gnadenkraut wird als "Stromtalpflanze" bezeichnet und wächst an staunassen, gelegentlich überschwemmten Wiesen entlang großer Flüsse. Es benötigt lückige Vegetation mit geringer Konkurrenz durch Schilf und Hochstauden.

Verbreitung

Das Gnadenkraut ist in Europa und Asien von der gemäßigten Zone Zentral-Europas (ohne Skandinavien und den Britischen Inseln) bis Westsibirien verbreitet. Fast überall sind die Vorkommen der Art an Täler der größeren Flüsse gebunden, mit großen Lücken entlang der Wasserscheiden. In Österreich kommt das Gnadenkraut fast ausschließlich in den Auen von March und Leitha vor. Die Restvorkommen an der Salzach, Raab, Mur und außerhalb Österreichs auch an der Save sind sehr klein oder bereits erloschen.

Gefährdung und Schutz

Das Gnadenkraut ist in der Roten Liste Österreichs als stark gefährdet ("Endangered") eingestuft. Ein starker Rückgang der Bestandsentwicklung ist deutlich erkennbar. Primäre Gefährdungsursache ist der Lebensraumverlust durch Flussregulierung, Ausbleiben von Überschwemmungen, Entwässerung und Nutzungsaufgabe von Auwiesen. Das Gnadenkraut gilt in Österreich aufgrund der Veränderung der Flussdynamik und der Aufgabe oder der mangelnden Pflege von Feuchtwiesen als stark gefährdet. Das Gnadenkraut kann durch das Aufrechterhalten extensiv genutzter, nicht gedüngter Feuchtlebensräume erhalten werden.

Besonderheiten

Der Name "Gnadenkraut" bzw. "Gottesgnadenkraut" deutet auf die historische Bedeutung der Pflanze hin, die als eine von Gott gesandte Heilpflanze betrachtet wurde. Allerdings ist die Pflanze giftig und wird daher von der modernen Medizin nicht mehr verwendet.