Kurzgriffliger Schaftmilchstern
Loncomelos brevistylus – Hyacinthaceae
Loncomelos brevistylus – Auffällig ist der gelbe Fruchtknoten. © Mrkvicka
Loncomelos brevistylus – Der Kurzgrifflige Schaftmilchstern kann bis zu 120 cm hoch werden. © Mrkvicka
In Österreich sind Vorkommen des Kurzgriffligen Schaftmilchsterns nur aus den östlichen Bundesländern bekannt. In der Steiermark ist er bereits ausgestorben, im Burgenland gibt es mittlerweile Maßnahmen zur Sicherung der letzten Bestände. Auch der Botanische Garten der Universität Wien setzt sich für den Erhalt der Art ein.
Aussehen und Standortansprüche
Der Kurzgrifflige Schaftmilchstern ist eine ausdauernde Zwiebelpflanze. Die Art erreicht Höhen von 30 bis 100 cm, manchmal sogar bis 120 cm. Seine grundständigen Laubblätter sind graugrün und haben im Unterschied zur Gattung Honorius (Honoriusmilchstern) keinen weißlichen Mittelstreifen. Die Blüten sind weiß und in einem verlängert-traubigen Blütenstand angeordnet. Die Blütenblätter sind während der Blütezeit von Juni bis Juli flach ausgebreitet. Auffällig ist der während der Blühphase leuchtend gelbe Fruchtknoten. Nachts sind die Blüten geschlossen. Typische Lebensräume des Kurzgriffligen Schaftmilchsterns sind ursprünglich Getreideäcker, Brachen und Gebüschränder. Zuletzt wurde die Art jedoch nur noch in Grasfluren vorgefunden. Sie kommt ausschließlich in Tieflagen vor.
Verbreitung
Die Vorkommen des Kurzgriffligen Schaftmilchsterns reicht von Norditalien bis nach Griechenland und in den Kaukasus. Die Vorkommen in Österreich liegen somit am nordwestlichen Rand des Verbreitungsgebiets. In Österreich ist er in der Steiermark ausgestorben, in Wien gibt es ein Vorkommen am Rande des Wienerwaldes (noch im Stadtgebiet). Im Burgenland und in Niederösterreich gibt es wenige Fundorte.
Gefährdung und Schutz
Die Art wird in der Roten Liste Österreichs als vom Aussterben bedroht ("Critically Endangered") geführt, da sie sehr selten ist, ein starker Rückgang des Bestands zu beobachten ist und das Risiko eines weiteren Rückgangs besteht. Durch Düngemittel- und Herbizid-Einsatz ist der Kurzgrifflige Schaftmilchstern aus den Äckern komplett verschwunden. Beim Vorkommen in Wien ist die (Über-) Nutzung durch Spaziergänger mit Hunden (und deren Hinterlassenschaften) ein Problem. Die Flächen eutrophieren, der Kurzgrifflige Schaftmilchstern wird von nährstoffliebenden Arten auskonkurriert.
Auf naturnäheren Flächen profitiert die Art von später Mahd. Da dies im Grünland kaum mehr üblich ist, hängt der Fortbestand der Art von entsprechenden Pflegemaßnahmen ab. Um die letzten Populationen zu sichern, werden Samen zur Anzucht von Jungpflanzen gesammelt und als Reserve eingelagert.
Besonderheiten
Die Gattung Milchstern wurde in den letzten Jahren intensiv beforscht. Ein Ergebnis (dem allerdings nicht alle wissenschaftlichen Gremien folgen) ist die Aufsplittung in weitere Gattungen, unter anderem Schaftmilchstern (Loncomelos) und Honoriusmilchstern (Honorius). Die Erkenntnisse basieren auf blütenmorphologischen Merkmalen. Die Verwandtschaftsgruppe wird kontrovers diskutiert. Insofern ist ein Synonym für den Namen Loncomelos brevistylus der "alte" Name Ornithogalum brevistylum.