Gewöhnlicher Andorn
Marrubium vulgare – Asteraceae
Marrubium vulgare – Die Laubblätter vom Gewöhnlichen Andorn sind stark runzelig. © Mrkvicka
Marrubium vulgare – Die Kelchzähne sind zurückgekrümmt. © Mrkvicka
Der Gewöhnliche Andorn ist eine der seltensten Pflanzenarten Österreichs. Früher kam er bis auf Vorarlberg in allen Bundesländern vor. Beim österreichweit wohl letzten stabilen Bestand im Burgenland ist der Fortbestand fraglich. Die Art wird vom Botanischen Garten der Universität Wien für eine Wiederansiedelung vermehrt.
Aussehen und Standortansprüche
Der Gewöhnliche Andorn ist eine mehrjährige Staude von dichtem, fast kugelförmigem Wuchs und einer Größe von 40 bis 50 cm. Stängel und (vor allem junge) Laubblätter sind dicht weißfilzig behaart, die Laubblätter haben zudem eine stark runzelige Oberfläche. Die kleinen weißen Blüten erscheinen von Juni bis August. Die jeweils zehn Kelchzähne der Blüten sind hakig zurückgekrümmt. Die Art ist eine "Hühnerhof-Art" – sie ist an Kleintierweiden gebunden und kommt in Dorfstraßen und auf Ruderalfluren vor.
Verbreitung
Der Gewöhnliche Andorn hat eine weite Verbreitung, von Westeuropa (inklusive der Atlantik-Inseln) über Europa, die Anrainerstaaten des Mittelmeers bis in den zentralen Himalaja.
Gefährdung und Schutz
Die Art ist nach der Roten Liste in Österreichs vom Aussterben bedroht ("Critically Endangered"). Die Bestandszahlen sind massiv rückläufig und es besteht auch ein großes Risiko, dass sich diese Tendenz fortsetzt. Gefährdungsursache ist die Tatsache, dass sich die Struktur unserer Siedlungsräume drastisch verändert hat. Es gibt keine offenen Hühnerhöfe und dörflichen Ruderalfluren mehr – die Tiere verbleiben im Stall und die an "Unkräutern" reichen Ruderalfluren sind durch Herbizide zerstört, wenn sie nicht überhaupt entfernt oder versiegelt wurden.
Besonderheiten
Aus Herbar-Daten lässt sich ablesen, dass der Gewöhnliche Andorn bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts in Österreich noch an einigen Stellen vorkam. Beim österreichweit letzten bekannten Vorkommen des Gewöhnlichen Andorn handelt es sich um einen Sonderstandort: ein Motocross-Gelände im Burgenland. Dort gibt es zwar keine Hühner, aber das Gelände hat lange Zeit als Ersatzhabitat fungiert. Bei einer Nachsuche wurde die Art dort allerdings nicht mehr gefunden. Letzte Nachkommen dieses Bestandes werden in einer Wiener Parkanlage kultiviert. Die Samen dieser Pflanzen sind die dürftige Ausgangsbasis für die Erhaltungsmaßnahmen des gegenständlichen Artenschutzprojekts.