Die Gattung Aeonium
Verbreitung und Lebensraum
Verbreitung und Lebensraum
Die Aeonien gehören zur Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae), welche mit ca. 30 Gattungen und 1.400 Arten weltweit verbreitet ist (in Österreich gehören z.B. Hauswurz und Mauerpfeffer zu dieser Familie). Dickblattgewächse sind fast alle durch dickfleischige Blätter (Blattsukkulenz) an trockene Lebensräume wie Halbwüsten, Trockenrasen und Felsstandorte angepasst. Verbreitungsschwerpunkte der Familie sind Südafrika, Mexiko und das Mittelmeergebiet. Auf den Kanaren gibt es ca. 60 endemische (nur dort vorkommende) Arten aus verschiedenen Gattungen der Familie.
Ihre Wachstumsphase fällt mit der Trockensaison auf den Kanaren zusammen. Um die Verdunstungsoberfläche zu verkleinern, werden die großen Blätter abgeworfen und kleine nach innen gerichtete, rosettig angeordnete Blätter entwickelt.
Ein naher Verwandter des Mauerpfeffers ist die Gattung Monanthes, deren Hauptverbreitungsgebiet die Kanarischen Inseln sind. Dort ist die Gattung oft mit Aeonium-Arten vergesellschaftet.
34 der weltweit ca. 40 Arten der Gattung Aeonium sind auf den Kanarischen Inseln heimisch. Die wenigen anderen Arten sind auf Madeira, in Tunesien und im arabischen Raum zu finden. Auf den Kanaren wachsen Aeonien in fast allen Lebensräumen der Inseln, von der Felsküste bis in die oberen Bergregionen, und haben sich perfekt eingenischt. Sie haben sich Lebensräume erschlossen, die von anderen Pflanzen nicht oder nur schwer besiedelt werden können und wo der Konkurrenzdruck relativ klein ist. Fast alle Arten sind hier meist sehr kleinräumig verbreitet (endemisch).
Von den Einheimischen wird die Gattung "Verol" oder "Oreja de abad" genannt. Der Saft einiger Arten wird verwendet, um Fischerkleidung zu stärken. Das Baumförmige Aeonium (A. arboreum) hat eine gewisse Bedeutung als Zierpflanze, besonders mit seinen verschiedenen Sorten (z.B. 'Atropurpurea', 'Variegata').
Die Vorfahren der heutigen Arten stammen wahrscheinlich aus den vor ca. 60 Mio Jahren in Europa weit verbreiteten Lorbeerwäldern. Ausgehend von wenigen Arten konnten sie sich auf den Kanarischen Inseln zu ihrer heutigen Vielfalt entwickeln. Diese Vorfahren waren nach dem heutigen Stand der Forschung wahrscheinlich kleinbuschig und verzweigt.
Im Gegensatz zu vielen anderen Pflanzenarten sind Aeonien in der Lage, das CO2 der Luft in der Nacht zu speichern und am Tage für die Photosynthese zu nutzen. Dadurch können sie am Tage auf trocken-heißen Standorten die Spaltöffnungen stark schließen, um die Verdunstung von Wasser (Transpiration) stark einzuschränken, ohne dabei auf das wichtige CO2 verzichten zu müssen. Dies ist auf solchen Standorten ein enormer Vorteil. Aeonien sind dadurch konkurrenzstärker bzw. können dort überleben und sich vermehren, wo andere Pflanzen vertrocknen oder kümmern würden.
Besonders viele Arten der Gattung Aeonium und auch anderer Dickblattgewächse wachsen in den stark zerklüfteten Felsformationen (Barrancos) der Inseln. Hier findet sich eine große Vielfalt an Standorten mit unterschiedlichsten Wachstumsfaktoren (Licht und Feuchte). Die ständige Anpassung der Pflanzen an diese Standorte und ihre räumliche Isolierung durch die kleinräumig gegliederten Felsformationen und die Insellage sind wesentliche Ursachen für die Entwicklung vieler verschiedener Lebensformen, Lebensstrategien und letztlich Arten innerhalb dieser Gattung.