Von Busch- und weiteren Windröschen

Anemone lipsiensis © Knickmann

Anemone nem © BGUW_Knickmann

Anemone ranunculoides © BGUW_R. Hromniak

Anemone trifolia © BGUW_R. Hromniak

Unter dem Busch-Windröschen im eigentlichen Sinne versteht man in der Botanik die Art Anemone nemorosa. Sie ist eine der fünf in Österreich heimischen Windröschen-Arten und mit Abstand die häufigste. Ihre weißen Blütensterne überziehen im Frühjahr frische, meist leicht bodensaure Wälder und Magerwiesen, sie kommt in der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen vor. Das Busch-Windröschen ist giftig.

Im Botanischen Garten stehen schöne Bestände auf der Nordseite des Alpinums, im luftfeuchten Bereich des künstlichen Bachlaufs.

Im vegetativen Zustand sehr ähnlich ist das Gelbe Windröschen (Anemone ranunculoides). Zur Blütezeit ist die Unterscheidung einfach: das Gelbe Windröschen hat gelbe Blüten, und meist stehen zwei Blüten nebeneinander. Die Einzelblüte besteht in der Regel aus fünf Blütenhüllblättern. Da es keine Unterscheidung zwischen Kelch- und Kronblättern gibt, spricht man hier von Perigonblättern. Beim weiß blühenden Busch-Windröschen stehen die Blüten in der Regel einzeln, und die einzelnen Blüten bestehen aus (meist) sechs Perigonblättern. Im Botanischen Garten fühlt sich das Gelbe Windröschen besonders in der so genannten Geografischen Gruppe wohl, die allerdings nicht öffentlich zugänglich ist.

Busch-Windröschen und Gelbes Windröschen können, wo sie nebeneinander auftreten, hybridisieren. Das Ergebnis ist eine Hybrid-Art, die schon 1890 als Anemone ×lipsiensis beschrieben wurde. Im Botanischen Garten blüht A. ×lipsiensis seit vielen Jahren zuverlässig in Gruppe 25, in der Nähe des Eingangs zum großen Kompostplatz des Gartens. Sie hat schwefelgelbe Blüten.

Vermehrte gärtnerische Züchtung hat in den letzten Jahren zu einer wahren Flut an Busch-Windröschen-Sorten geführt, die sich in Blütengröße, -füllung und Farbschattierung zwischen Grün, Weiß und Lila-Tönen unterscheiden.

Die weiteren Windröschen-Arten in Österreich sind:

  • Großes Windröschen (Anemone sylvestris): im Pannonikum zerstreut, sonst selten in Österreich; im Botanischen Garten im System und in der Pannonischen Gruppe
  • Baldo-Windröschen (Anemone baldensis): eine häufige Art der Süd-Alpen, im Botanischen Garten nicht vertreten
  • Dreiblatt-Windröschen (Anemone trifolia): Hauptverbreitung Südalpen und Südwest-Europa; im Botanischen Garten im Alpinum (gesammelt in Niederösterreich bei Ybbsitz)

Josef Weinheber
Buschwindröschen

Du Mädchen – nein, Seele nur
in blassem Mädchengesicht;
Aufblick aus Hauch, und Spur
aus Sternenlicht:

nähm' ich dich, stürbest du. Aber wer,
wer wagte, dein Mörder zu sein?
Stehst du, so zart, nicht hehr
in der Opfer vordersten Reihn?

Du so zart,
Abklang aus Ahnung und Licht,
bist nach der Edlen Art
groß im Verzicht,

groß im Ertragen auch.
All der Sternflug, nachtvoll und schwer
stürzt auf dich, Aufblick aus Hauch,
fessellos her –

Du aber, welk und beraubt
schon im Nahn einer Hand,
stehst, trägst dem Schicksal ein Haupt
klar zugewandt,

blühst unterm Himmelssturz,
schön, rein, still in des Daseins Haft.
Leidend mit all deiner Kraft.
Denn das Leben ist kurz ...