Dracontium pittieri
Standort im Garten: Gewächshaus
Pressemitteilung (herausgegeben vom Botanischen Garten der Universität Wien, 15.Okt. 2012):
Stinkender Riese aus dem Regenwald der Österreicher erblüht im Botanischen Garten Wien
Im Botanischen Garten der Universität Wien, versteckt hinter den Kulissen, ist das seltene und spektakuläre Dracontium pittieri aus der Aronstabfamilie in Blüte gekommen, ein sowohl in der Natur als auch in Sammlungen seltenes Ereignis, und für nur sehr kurze Zeit. Der beeindruckende Blütenstand ist mit Stiel größer als ein Mensch und fällt vor allem durch das bis zu 50 cm lange, tütenförmige Hochblatt auf, das dunkel-rotbraun gefärbt ist und sich nach vorne hin öffnet.
Während der mehrere Tage dauernden Blüte entströmt dem Blütenstand ein sehr unangenehmer, stechender Geruch, der Aasfliegen und Mistkäfer anlockt. Der mehrere Kilogramm schweren Knolle entspringt nur ein einziges, riesiges Blatt, das bis zu drei Meter Höhe und zweieinhalb Meter Durchmesser erreichen kann.
Dracontium pittieri wächst ausschließlich im regenreichen Südwesten Costa Ricas in lichten Wäldern, an Flussufern oder vom Menschen geöffneten Stellen. Unsere Pflanze wurde dort im Regenwald der Österreicher - einem mit österreichischen Spendengeldern unter Schutz gestellten Urwaldgebiet - von Werner Huber und Anton Weissenhofer, den Leitern der dortigen Tropenstation der Universität Wien, gesammelt.
Nun wird sie im s.g. Warmhaus des Botanischen Gartens der Universität Wien kultiviert, wo sie nach mehreren Jahren Pflege erstmals Blühgröße erreicht hat. Sie ist hier Teil der großen, von David Prehsler zusammengetragenen, Sammlung an Aronstabgewächsen (Araceae), die eine der vielfältigsten Europas ist, und deren eher unbekannte Arten und Gattungen Forschungsobjekte hier in Wien geworden sind.
Die außergewöhnlichen Anpassungen der Blütenstände der Aronstabfamilie sind seit 2009 Gegenstand eines Forschungsprojekts am benachbarten Fakultätszentrum für Biodiversität der Universität Wien. Dazu David Bröderbauer, ein Mitarbeiter der Forschungsgruppe: "Wie Dracontium locken auch viele andere Arten dieser Familie Aasfliegen und Mistkäfer mit üblen Gerüchen an. Der Eiablageplatz wird von den Pflanzen aber nur vorgetäuscht. Damit die Insekten nach Entlarvung des Betrugs den Blütenstand nicht sofort wieder verlassen, werden sie von einigen Arten sogar vorübergehend im Blütenkessel eingesperrt und erst wieder freigelassen, nachdem die Bestäubung erfolgt ist."
Weiterführende Informationen
Im Botanischen Garten der Universität Wien steht das seltene und spektakuläre Dracontium pittieri in Blüte, ein sowohl in der Natur als auch in Sammlungen seltenes Ereignis.
Der beeindruckende Blütenstand sitzt auf einem über 1,5 Meter langen Stiel und fällt vor allem durch das bis zu 50 cm lange, tütenförmige Hochblatt auf, das dunkel-rotbraun gefärbt ist und sich nach vorne hin öffnet.
An der Basis desselben sitzen auf einem kleinen Kolben dicht gedrängt die eigentlichen, unauffälligen Blüten.
Während der mehrere Tage dauernden Blüte entströmt dem Blütenstand ein sehr unangenehmer, stechender Geruch. Zusammen mit der für Blumen ungewöhnlichen Farbe werden Aasfliegen und Mistkäfer angelockt, die als Bestäuber dienen.
Der Name Dracontium (vom lateinischen "draco" für Drache, Echse) bezieht sich auch auf dieses eigentümliche Erscheinungsbild während der Blüte.
Aber auch außerhalb der Blütezeit ist diese Riesenstaude imposant. Der mehrere Kilogramm schweren Knolle entpringt nur ein einziges, riesiges Blatt, das bis zu drei Meter Höhe und zweieinhalb Meter Durchmesser erreichen kann, dabei aber so stark zerteilt ist, dass es an ein kleines Bäumchen erinnert. Dieser Eindruck wird noch durch den auffällig gezeichneten und dreidimensional skulpturierten Blattstiel verstärkt, der dichten Moos- und Flechtenbewuchs imitiert. Dadurch werden potentielle Fressfeinde abgeschreckt, die sonst das einzige Blatt zerstören könnten.
Dracontium pittieri wächst ausschließlich im regenreichen Südwesten Costa Ricas in lichten Wäldern, an Flussufern oder vom Menschen geöffneten Stellen. Unsere Pflanze wurde dort im Regenwald der Österreicher - einem mit österreichischen Spendengeldern unter Schutz gestellten Urwaldgebiet - von den Leitern der dortigen Tropenstation der Universität Wien, Werner Huber und Anton Weissenhofer, gesammelt.
Nun wird sie im Warmhaus des Botanischen Gartens der Universität Wien kultiviert, wo sie nach mehreren Jahren Pflege erstmals Blühgröße erreicht hat.
Sie ist hier Teil der großen, von David Prehsler zusammengetragenen, Sammlung an Aronstabgewächsen (Araceae), die eine der vielfältigsten Europas ist. Neben bekannten Zimmerpflanzen wie dem Fensterblatt Monstera und den Unverwüstlichen Dieffenbachia und Epipremnum (meist als Efeutute bekannt) sind es hier vor allem die unbekannten Arten und Gattungen an denen geforscht wird.
Mit mehr als 3000 Arten eine mittelgroße Pflanzenfamilie zeichnen sich die Aronstabgewächse (Araceae) durch eine unglaubliche Vielfalt an Anpassungen vor allem im Blütenbereich aus.
Neben gewohnt hübschen und wohlriechenden Blumen wie Flamingoblume (Anthurium) und Calla (Zantedeschia) gibt es etliche, die in Anpassung an Fliegen und Käfer sehr ungewöhnliche Blumen hervorbingen. Da diese Insektengruppen Kadaver und Dung als Brutplatz für ihre Larven aufsuchen, imitieren die Pflanzen diese und bilden braune, dunkelrote oder fast schwarze Hochblätter, teils mit Haaren und Furunkeln besetzt und stinken oftmals bestialisch. Natürlich bleibt der Erfolg nicht aus, die Insekten werden angelockt, legen auch ihre Eier ab (wobei die schlüpfenden Larven dann allerdings verhungern müssen) und übertragen dabei den Pollen.
Die außergewöhnlichen Anpassungen dieser Blütenstände sind seit 2009 Gegenstand eines Forschungsprojekts am benachbarten Fakultätszentrum für Biodiversität. Dazu David Bröderbauer, ein Mitarbeiter der Forschungsgruppe: "Wie Dracontium locken auch viele andere Arten dieser Familie Aasfliegen und Mistkäfer mit üblen Gerüchen an. Der Eiablageplatz wird von den Pflanzen aber nur vorgetäuscht. Damit die Insekten nach Entlarvung des Betrugs den Blütenstand nicht sofort wieder verlassen, werden sie von einigen Arten sogar vorübergehend im Blütenkessel eingesperrt und erst wieder freigelassen, nachdem die Bestäubung erfolgt ist."