Gunnera manicata – Mammutblatt

Gunnera manicata © BGUW_R. Hromniak

Gunnera manicata © BGUW_R. Hromniak

Gunnera manicata © BGUW_R. Hromniak

Gunnera manicata © BGUW_R. Hromniak

Standort im Garten: Gruppe 19

Bei dieser bemerkenswerten Pflanze handelt es sich um eine Staude, die ihr natürliches Vorkommen an Quellmooren und felsigen Bachläufen im südlichen Brasilien hat. Dort entwickelt sich Gunnera manicata zu riesigen Exemplaren. Es werden Blattdurchmesser von bis zu 2 m und Blattstiele von bis zu 2,5 m Länge erreicht. Schon Anton Kerner von Marilaun, Gartendirektor des HBV von 1878-1897, berichtet in seinem Werk "Pflanzenleben" von Gunnera folgendermaßen: "Sie ist ...eine mächtige Staude, deren langgestielte Blätter so riesige Dimensionen annehmen, dass sie einen Reiter bedecken".
In unserem gemäßigten Klima wird sie diese Größe auch bei bester Pflege nie erreichen. Um die auch für unsere Gärten ungewöhnlich großen Blattmassen ausbilden zu können, muss das Mammutblatt immer bestens ernährt und gewässert werden. Schon bei der Pflanzung sollte das Pflanzloch zu einem Drittel mit Mist aufgefüllt werden. Jährliche weitere Mistgaben werden dringend empfohlen. Im HBV wird zur Düngung Wuxal verwendet. Gunnera manicata steht hier ständig im flachen Wasser. Die Überwinterung ist aufwändig. Ohne gewissenhaften Winterschutz kann Gunnera manicata in unseren Breiten nicht überleben. Im HBV erhalten unsere beiden Pflanzen ihr eigenes "Winterhäuschen". Dazu wird ein mobiler, doppelter Holzrahmen um die Pflanzen gebaut und mit Laub aufgeschüttet. Das Dach besteht aus Frühbeetfenstern und Schilfmatten. Besonders empfindlich sind die jungen Austriebe im Frühjahr, die nachts mit Schilfmatten vor Spätfrösten geschützt werden. Tagsüber muss bei Plusgraden gut gelüftet werden, die Schilfmatten werden zur Belichtung entfernt. Dieser hohe Aufwand lohnt sich, denn in Wien (im HBV und auch im Schulgarten Kagran in Hirschstetten) stehen einige der eindrucksvollsten Exemplare des winterkalten Mitteleuropas.

Gunnera manicata wurde und wird immer wieder mit der sehr ähnlichen Art G. tinctoria (früher G. chilensis) verwechselt. Die Angaben zu ausgewählten Merkmalen der beiden Arten sind in den verschiedenen Florenwerken zudem leider widersprüchlich. Zu achten ist bei der Bestimmung u.a. auf die viel längeren Blütenstände bei G. manicata (bis zu 1 m lang!) und die Länge der Seitenachsen an den Blütenständen; sie erreichen bei G. manicata bis zu 15 cm Länge. Bei G. tinctoria dagegen sind die Blütenstände nur bis 50 cm lang, sie stehen dichter und wirken kompakter, auch weil die Seitenachsen der Blütenstände nur bis 7,5 cm lang sind. Im vegetativen Zustand unterscheidet sich G. manicata von G. tinctoria durch die rein grünen Blattstiele und Blattadern, bei G. tinctoria sind sie oft auffallend rötlich gefärbt. Diese Merkmale sind auch an den Pflanzen im HBV im zeitigen Frühjahr bzw. im Hochsommer sehr gut zu beobachten.

Aufgrund ihrer Größe und ihrer Standortansprüche ist die Pflanzung der großen Gunnera-Arten nur für entsprechend große Parks und Gartenanlagen zu empfehlen.