Hepatica – Leberblümchen
Leberblümchen sind mit ihren blauen Blütensternen ausgesprochene Frühlingsboten. Die Gattung Leberblümchen (Hepatica) gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse. Leberblümchen sind, wie viele andere Vertreter der Familie, giftig.
Die Gattung ist mit sieben Arten sehr überschaubar. In Österreich ist nur eine Art heimisch, nämlich das Echt-Leberblümchen (Hepatica nobilis). In Europa gibt es nur eine weitere Art, nämlich das Siebenbürger Leberblümchen (Hepatica transsilvanica), das aus Rumänien stammt. Diese beiden Leberblümchen-Arten stehen jeweils in der Systematischen Gruppe und im Alpinum des Botanischen Gartens. Weitere Leberblümchen gibt es in Nord-Amerika und im gemäßigten Asien. Dabei handelt es sich zum Teil um Varietäten unserer heimischen Art Hepatica nobilis, z.T. um eigenständige Arten.
Für den Bezug auf die Leber, die als Begriff nicht nur im deutschen, sondern auch im lateinischen Gattungsnamen steckt, gibt es zweierlei Hypothesen: einerseits könnte die Gattung nach den dreilappigen Blättern benannt worden sein, die an die Form der Leber erinnern sollen. Oder aber der Name nimmt Bezug auf die etwas violetten Blattunterseiten, die "leberfarben" sind. Auch alte, nicht mehr akzeptierte Synonyme wie Anemona hepatica oder Hepatica triloba nehmen durch den Namensbestandteil "hepatica" auf die Leber Bezug.
Leberblümchen blühen oft schon im Vorfrühling, die ersten milden Tage locken ihre Blüten hervor. Unser heimisches Leberblümchen blüht meist in unterschiedlichen blau-/lila-Tönen, es gibt aber auch weiße oder rosa blühende Formen. Die Blätter werden erst am Ende der Blütezeit gebildet. Anfänglich sind sie von eher zarterer Substanz, im Lauf des Jahres werden sie zunehmend ledrig. Die Blätter des Vorjahres überwintern. Sie tragen manchmal eine mehr oder weniger auffällige, hell-fleckige Zeichnung.
Bei den Früchten handelt es sich um kleine Nüsschen, die mit einem Elaiosom ausgestattet sind. Darunter versteht man kleine, weißliche, eiweißhaltige Anhängsel, die von Ameisen als Nahrung genutzt werden. Die Ameisen tragen durch das Verschleppen der Früchte samt Anhängsel zur Ausbreitung von Leberblümchen bei.
Leberblümchen-Forschung in Wien
BotanikerInnen der Universität Wien waren an einem Forschungsprojekt beteiligt, das die Phylogenie von Leberblümchen, also die Abstammungsgeschichte, untersuchte. Insbesondere wurde versucht, die Abstammungsgeschichte der asiatischen Art Hepatica maxima zu klären. Die Art gibt es ausschließlich auf einer koreanischen Insel; sie ist dort also endemisch. Es wird vermutet, dass H. maxima aus Populationen der Art H. asiatica hervorgegangen ist, die in Südkorea vorkommen.
Leberblümchen in der Gartenkultur
Unser heimisches Leberblümchen ist in der Gartenkultur schon seit mindestens dem 15. Jahrhundert bekannt. Die verschiedenen Farbschattierungen in der Blüte, aber auch doppelten und gefüllte Blütenformen, riefen schon früh Züchter auf den Plan. Sie erfreuen sich schon lange großer Beliebtheit. Speziell zur Biedermeierzeit waren diese gefüllt blühenden Formen beliebt.
Durch Züchtungs- und Kreuzungsarbeit unter Beteiligung der amerikanischen und asiatischen Arten ist inzwischen eine fast unüberschaubare Sortenvielfalt entstanden. Die Sorten unterscheiden sich in Details, die vom Laien kaum mehr wahrnehmbar sind. Sortenbestimmung erfolgt durch Merkmale wie den Blütenaufbau (Farbverteilung und Farbe), die Farbverteilung und Form der Pollenträger, die oft im farblichen Kontrast zur Blütenblatt-Farbe stehen, sowie Merkmale/Beschaffenheit der Laubblätter. Leberblümchen lassen sich schwer vermehren, wachsen langsam und sind in der weiteren Kultur eher anspruchsvoll; so kann man für gesuchte Leberblümchen-Sorten erstaunlich viel Geld ausgeben. In Japan gibt es eine besondere Vorliebe für Leberblümchen und ihre Züchtung.