Paulownia tomentosa – Chinesischer Blauglockenbaum, Kaiserbaum
Standort im Garten: Gruppe 16, neben Gruppe 13
Der Chinesische Blauglockenbaum wurde von dem berühmten Naturforscher und Pflanzensammler Philipp Franz von Siebold nach Europa gebracht. Er hatte die Paulownia auf seinen ausgedehnten Forschungsreisen in Japan kennengelernt. Eigentlich handelt es sich aber um eine der in China heimischen Paulownia-Arten. Da viele dieser Paulownia-Arten in China sowohl als Nutz- als auch als Zierbaum angebaut werden, ist ihre eigentliche natürliche Verbreitung oft nur noch schwer rekonstruierbar. Die Gattung umfasst sechs Arten, von denen vier auch für die Gartenkultur Bedeutung haben, allen voran die Art P. tomentosa.
Paulownia ist nach dem russischen Zaren Paul 1. benannt. Seine Tochter Anna war niederländische Kronprinzessin und später Königin, und Siebold stand zu dieser Zeit in niederländischen Diensten.
Für den deutschen Namen "Kaiserbaum" - es handelt sich offensichtlich um die Übersetzung des nicht mehr gültigen botanischen Namens (Paulownia imperialis) gibt es verschiedene Interpretationsmöglichkeiten. Die niederländische Königin, nach der schon die Gattung benannt wurde, stammte aus einem Kaiserhaus. Für diese Interpretation spricht auch der englische Name "Princess tree" bzw. "Empress tree". Das japanische Kaiserhaus führte drei kleeförmig gestellte Paulownia-Blätter in seinem Wappen. Kaiserlich ist auch die tradierte Vorliebe Kaiser Franz Josephs für diesen Baum. Angeblich soll Franz Joseph eine vermehrte Pflanzung dieses prächtigen Gehölzes angeordnet haben. Der Blauglockenbaum sät sich willig selber aus, die Samen keimen sogar in kleinsten Mauerritzen. So könnten also einige Blauglockenbäume, die heute in Ostösterreich und in den östlichen Nachbarländern stehen - sicher nur als Nachfahren - auf diese kaiserliche Anordnung zurückgehen.
Was Franz Joseph an diesem Baum so beeindruckt hat, ist leicht nachzuvollziehen: Der Blauglockenbaum ist der in unseren Breiten einzige blau blühende Baum. Die duftenden Blüten erscheinen kurz vor dem Laubaustrieb im April - Mai. Sie stehen in 20-30 cm langen pyramidalen Rispen. Die Einzelblüten erreichen eine Größe von bis zu 6 cm. Allein mit diesen Eigenschaften ist der Baum eine wirklich auffällige Erscheinung. Aber auch die Blätter sind ihrer Größe wegen beeindruckend. Besonders an starken Langtrieben können sie bis zu 50 cm lang und ebenso breit werden.
Der Blauglockenbaum ist besonders in seiner Jugend durch Fröste gefährdet. Hat er eine gewisse Größe und ein gewisses Alter erreicht, ist er aber zuverlässig winterhart. Er ist ein stadtklimafestes, anspruchsloses Gehölz, das unterschiedlichste Böden toleriert. Auf zu feuchten und zu nährstoffreichen Böden ist die Winterhärte schlechter, da die Jahrestriebe unzureichend ausreifen.
Speziell in Japan liefert Paulownia tomentosa ein gefragtes Nutzholz. Besonders geeignet ist das sehr leichte Holz für den Instrumentenbau. Fast alle Teile des Baumes werden auch pharmazeutisch genutzt. Es gibt sogar Versuche zur Biomasse-Nutzung dieses schnell wachsenden Gehölzes.
Als Sämling und Schössling ähnelt Paulownia tomentosa stark dem Trompetenbaum (Catalpa bignonioides, im Garten in den Hauptalleen, Gr. 29). Zwei wichtige Merkmale von Paulownia tomentosa sind die ungeteilten, relativ kleinen, nur bis zu 4,5 mm langen Keimblätter, bei Catalpa sind sie bis 20 mm lang und tief zweilappig. Paulownia hat unter dem Vegetationspunkt einige hohle Internodien, während sie bei Catalpa alle mit Mark gefüllt sind.