Von blauen Blütensternen

Scilla, Othocallis und Prospero – Hyacinthaceae

Scilla - © BGUW_B. Knickmann

Scilla - © BGUW_B. Knickmann

Scilla bifolia - © BGUW_B. Knickmann

Prospero autumnale - © BGUW_B. Knickmann

Standort im Garten: Gruppe 16

Die Wiesen des botanischen Gartens verwandeln sich im frühen Frühjahr stellenweise in ein blaues Blütenmeer, verursacht durch Hunderte blaue sternförmige Blüten des Blausterns (Scilla).

Die beeindruckendste Stelle ist unter der Blut-Buche in Gruppe 16 (dort wachsen Hybriden zwischen Scilla cf. nivalis und Scilla cf. sardensis).

Bei den meisten Blausternen (Scilla) handelt es sich um typische Frühlingsgeophyten. Es sind Zwiebelgewächse, die früh im Frühjahr austreiben und blühen, solange die Lichtverhältnisse unter Gehölzen noch ausreichen. Die Arten stammen meist aus (Au-)Wäldern. Wenn es zur Blütezeit recht warm ist, kann es sein, dass in wenigen Tagen die ganze Pracht dahin ist. Danach sterben die Blätter ab, die Pflanzen "ziehen ein" und überdauern den Rest des Jahres unterirdisch als Zwiebel.

Bis 2016 waren Vertreter der Gattung und nahen Verwandten in der Gruppe 19 auch in Beeten ausgepflanzt. Da über einen großen Teil des Jahres die Pflanzen unsichtbar im Boden verbringen, wurde entschieden, die Beete anderweitig zu nutzen. Die Pflanzen wurden in Töpfe versetzt, um sie mobil zu halten und bei Bedarf zur Blütezeit präsentieren zu können.

Hyacinthaceenforschung in Wien

Das Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien hat eine lange Tradition in Bezug auf die wissenschaftliche Bearbeitung der Verwandtschaftsgruppe der Scilleae (was heute in etwa der Familie der Hyazinthengewächse entspricht). Die Taxonomie der Blaustern-Ver­wandtschaft ist insgesamt komplex.

Zuletzt hat sich mit der Blaustern-Verwandtschaft u.a. der Linzer Botaniker Franz Speta (†) eingehend befasst, der die Familie der Hyacinthaceen für die Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein, Südtirol bearbeitet hat. Die Gattung Schneestolz (Chionodoxa) wird hier der Gattung Blaustern (Scilla) zugeschlagen, einige früher der Gattung Scilla zugeordnete Arten jedoch in die davon abgetrennte Gattung Othocallis gestellt. Wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist die Morphologie des Griffels. Die Tatsache, dass Scilla-Arten untereinander hybridisieren, macht eine sichere Bestimmung manchmal unmöglich.
Die Hyacinthaceen-Forschung geht in Wien weiter: derzeit läuft ein Forschungsprojekt über die Gat­tung Prospero (Herbstblaustern); diese Blausterne blühen tatsächlich im Herbst. Vertreter hiervon stehen nach wie vor in Gruppe 19.

Blausterne in Österreich

Neben einigen aus Garten-Kultur gelegentlich verwilderten Arten gibt es in Österreich vier wild vorkommende Arten:

  • Scilla bifolia und Scilla vindobonensis: sind nah verwandt und sind nicht immer leicht zu unterscheiden
  • Scilla spetana – nach Franz Speta benannt: Sie kommt in Österreich nur im Weinviertel vor; weitere Verbreitung: Ungarn
  • Scilla drunensis: lässt sich in der Morphologie der Kronblätter, v.a. ihrer Länge, von anderen Arten unterscheiden.

Infoblätter zu dieser Pflanze