Taxus baccata – Eibe
Standort im Garten: neben Alpinum, Gruppe 28
Die Eibe zählt trotz ihrer starken Giftigkeit zu den beliebtesten immergrünen Ziergehölzen. Sie ist äußerst genügsam und lässt sich praktisch beliebig in Form schneiden. Die Nutzung des Holzes ist schon aus vorgeschichtlicher Zeit belegt. Besonders gefragt war das Holz im Mittelalter: es diente zur Herstellung von Pfeilbogen und Bügeln der Armbrüste, die Eibe wurde lokal ausgerottet.
Vorkommen
Europa bis Indien; in Mitteleuropa stark zurückgedrängt, jedoch häufig als Ziergehölz kultiviert, selten verwildert. Bevorzugt schattige, luftfeuchte (Schlucht)Wälder; zerstreut bis selten. Bergstufe.
Botanische Beschreibung
Langsamwüchsiger Nadelbaum, 5-15 m hoch, zweihäusig; Rinde rotbraun (sich an älteren Exemplaren in Längsstreifen ablösend); Nadeln flach, kurz zugespitzt, oberseits dunkelgrün, unterseits hellgrün; männlicher Blütenstand mit 6-15 Staubblättern, weibliche Blüten (= Samenanlagen) einzeln; Samenanlage unten mit ringförmigem Wulst, dieser zur Samenreife saftig-fleischig, intensiv rot gefärbt (Arillus): Vogelausbreitung, besonders durch Amseln und Drosseln.
Inhaltsstoffe, Verwendung
Giftige Inhaltstoffe sind v. a. Taxine (Pseudoalkaloide). Sie sind in allen Pflanzenteilen mit Ausnahme des reifen Arillus enthalten, der höchste Gehalt ist im Winter in den Blättern zu finden. Taxine wirken bei Warmblütlern zunächst zentral erregend, dann lähmend auf die Tätigkeit des Herzens und des Atemzentrums. Besonders stark reagieren Pferde auf das Gift, weniger empfindlich sind Wiederkäuer. Vergiftungserscheinungen beim Menschen beginnen nach 1/2 bis 1 1/2 Stunden mit Erbrechen, Leibschmerzen und Durchfall; Atmung und Puls werden zuerst beschleunigt, dann zunehmend abgeschwächt. Unter Schwinden des Bewusstseins tritt nach 1 1/2 bis 24 Stunden der Tod durch Kreislauf- und Atemlähmung ein. Als tödliche Dosis werden 50-100 g der Blätter angegeben.
Anwendung findet die Eibe heute v. a. in der Homöopathie. Weiters liefern Rinde und Nadeln verschiedener Eibenarten (neben T. baccata besonders T. brevifolia und T. wallichiana) eine als Taxol bezeichnete Substanz, die als potentiell krebshemmendes Mittel getestet wird. Das harte und zähe Holz wurde/wird für Bogenwaffen und Gebrauchsgegenstände wie Pfeifenröhren, Spazierstöcke sowie für Luxusmöbel und für feine Tischlerarbeiten verwendet.
Kulturgeschichte, Ethnobotanik
Die Giftigkeit der Eibe war bereits im Altertum bekannt (Erwähnung als "Smilax" bzw. "Taxos" bei Theophrastus und Galen). Der Baum war, wie andere Giftpflanzen, den Todesgöttern geweiht. Abkochungen wurden als Abortivum und als Wurmmittel, äußerlich als Wundmittel und Antiparasiticum (beim Vieh) verwendet. In den mitteleuropäischen Gebirgsregionen war lokal eine Verarbeitung des giftfreien Arillus zu Mus gebräuchlich. Funde von Schüsseln, Löffeln und Kämmen in Pfahlbausiedlungen belegen die Nutzung des Holzes in vorgeschichtlicher Zeit. Eibenholz blieb bis ins 16. Jh. ein wichtiger Handelsartikel. Heute ist die Eibe nur noch selten an ihren natürlichen Standorten anzutreffen; in Österreich wird sie als gefährdet eingestuft.