Das Pflanzenetikett

Pflanzenetikett © BGUW_R. Hromniak

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Pflanzenetikett © BGUW_R. Hromniak

Das Pflanzenetikett ist als "Informationsträger" ein unverzichtbarer Bestandteil botanischer Gärten. Im HBV enthält jedes Etikett einige Mindestangaben, manchmal darüber hinaus noch weitere Informationen. Der inhaltliche Aufbau der Etiketten ist nicht in allen Schaugruppen gleich; abweichend vom Grundschema sind zum Beispiel die Etiketten der pannonischen Gruppe und der Nutzpflanzen-Schaugruppe.

Grundschema (Beispielsetikett von Quercus cerris): Auf solchen Etiketten wird zunächst die Pflanzenfamilie genannt, zu der die betreffende Pflanze gehört. Bei diesem ersten Beispiel handelt es sich um die Familie der Buchengewächse, botanisch Fagaceae. Der botanische Familienname endet immer auf die Buchstabengruppe "-aceae" und ist daran leicht erkennbar. Zur Familie der Fagaceae gehören nicht nur die Buche (bot.: Fagus) selbst (nach ihr ist die Familie benannt), sondern auch Eiche und Esskastanie und darüber hinaus noch einige Gattungen, die außerhalb Europas vorkommen.

In der nächsten Zeile wird der wissenschaftliche Name der Pflanze genannt. Dieser Name besteht stets aus mindestens zwei Wörtern: das erste bezeichnet die Gattung, das zweite charakterisiert die Art. Auf diesem ersten Beispiel-Etikett ist "Quercus" der Gattungsname (es handelt sich also um eine Eiche), "cerris" ist der Art-Beiname, der festlegt, um welche der vielen Eichen-Arten (es gibt weltweit ca. 400!) es sich handelt. In diesem Fall ist es die Zerr-Eiche, eine Art, die in den trocken-warmen Wäldern Ost-Österreichs vorkommt. Hinter dem wissenschaftlichen Namen steht der Name (meist abgekürzt) jenes Botanikers, der die Pflanzenart erstmals beschrieb und ihr ihren wissenschaftlichen Namen gab. Diese Angabe ist nicht Bestandteil des wissenschaftlichen Namens. Die Abkürzung "L." steht für den Botaniker Carl von Linné. Er ist der so genannte nomenklatorische Autor und hat Quercus cerris als Erster benannt und beschrieben. Die Art und Weise, wie die Autorennamen abgekürzt werden, ist in einer standardisierten Liste festgelegt und kann so weltweit einheitlich gehandhabt werden.

Gibt es bei einer Art weitere Unterteilungen, so findet sich hinter dem Art-Beinamen auch noch der Name der Unterart ("subspecies", abgekürzt "subsp." oder "ssp.") oder Varietät ("varietas", abgekürzt "var."), ebenfalls gefolgt vom Namen des betreffenden Erstbeschreibers.

Im zweiten Beispiel (Etikett von Vincetoxicum nigrum) steht hinter dem wissenschaftlichen Namen der Pflanze zunächst in Klammern ein abgekürzter Name, der so genannte Klammerautor. Danach folgt ein zweiter Name ohne Klammern. Im Beispiel wurde diese Schwalbenwurz-Art erstmalig unter dem wissenschaftlichen Namen Asclepias nigra beschrieben. Früher gültige Namen können in der wissenschaftlichen Spezialliteratur recherchiert werden, sie stehen dort immer hinter dem derzeit akzeptierten Namen. Der Klammerautor bezeichnet also denjenigen Autor, von dem die Art ursprünglich benannt und meist auch beschrieben wurde. Im Beispielfall wurde die Zuordnung der Art zu Asclepias später als falsch erkannt und sie wurde in die Gattung Vincetoxicum gestellt. Durch wen diese Änderung erfolgt ist, wer also den (momentan) gültigen Namen vergeben hat, wird durch Angabe des Autors ohne Klammer angegeben, im Beispiel ist dies Moench (= Conrad Moench, deutscher Botaniker und Chemiker, 1744-1805), der dieser Schwalbenwurz also den heute gültigen Namen Vincetoxicum nigrum gab.

In der nächsten Zeile des Etiketts steht meist der deutsche Name. Für sehr viele Pflanzen gibt es keine deutschen Namen, deswegen gibt es dazu auf vielen Etiketten keine Angaben. Gewisse Schwierigkeiten ergeben sich oft schon bei einheimischen Gewächsen: haben doch manche Pflanzen, die entsprechend weit verbreitet sind, 10, 20 oder noch mehr oft sehr verschiedene deutsche Namen. Gerade die Vielfalt der Volksnamen ("Vernakular-Namen") hat ja dazu geführt, dass die wissenschaftliche Bezeichnung der Pflanzen jeweils durch einen einzigen, international festgelegten Namen erfolgt. Der deutsche Name ist also kein obligatorischer Bestandteil des Etiketts. Im zweiten Beispiel ist neben dem deutschen Namen auch ein englischer und japanischer Name aufgeführt.

Schließlich sind auf den Etiketten noch (in Abkürzung) die Hauptverbreitungsgebiete der betreffenden Pflanzenart in der Natur genannt.

Die Ziffern in der linken unteren Ecke sind ein Kürzel für den Standort der Pflanze im Garten.

Ein weiteres Beispiel zeigt ein Etikett aus der Nutzpflanzen-Schaugruppe (Beispielsetikett von Salvia officinalis). Hier ist der Aufbau der Etiketten etwas anders gestaltet. An erster Stelle steht der deutsche Name, gefolgt vom wissenschaftlichen Pflanzennamen mit Gattung und Art-Beiname in der zweiten Zeile. Hier wird auch wieder der nomenklatorische Autor angeführt. Auch bei den Nutzpflanzen werden Angaben zur Verbreitung gemacht. In der letzten Zeile ist die Zugehörigkeit zu der entsprechenden Pflanzenfamilie zu finden. Zusätzlich gibt es hier Informationen zur Verwendung der entsprechenden Pflanze. Im Beispiel stehen für Salvia officinalis folgende Abkürzungen: Gw = Gewürzpflanze
äÖ = Ätherisches Öl liefernde Pflanze
off = Offizinelle, d.h. in der Heilkunde verwendete Pflanze
VH = Volksheilmittel

Alle Abkürzungen sind auf Tafeln gelistet, die in der Nutzpflanzengruppe stehen, und außerdem im "Kleinen Gartenführer", erhältlich beim Portier am Eingang Praetoriusgasse/Mechelgasse, angeführt.

Auf den Etiketten der Pflanzen in der pannonischen Gruppe (Beispielsetikett von Dianthus serotinus) wird zunächst die Zugehörigkeit der entsprechenden Art zu einer Familie genannt. Es folgt der deutsche Name, danach wird der botanische Name angeführt. Als Besonderheit dieser Etiketten wird danach die Zugehörigkeit zu einem Lebensraum genannt. Die Späte Feder-Nelke hat ihre natürlichen Vorkommen auf Sandsteppen-Standorten. Bei der Anlage der pannonischen Gruppe wurde versucht, die natürlichen Standorte möglichst naturnah nachzubauen und die ausgepflanzten Arten entsprechend zuzuordnen.

Auf dem Etikett der Späten Federnelke findet sich zum Schluss noch die Angabe "Charakterart". Dieser Begriff stammt aus der Pflanzensoziologie. Sie befasst sich mit der wissenschaftlichen Erforschung und Erfassung der Vegetation. Als Charakterarten werden solche Arten bezeichnet, die innerhalb einer Pflanzengesellschaft besonders "treu" sind, d.h. sie wachsen ausschließlich in dieser Gesellschaft oder haben dort einen deutlichen Schwerpunkt ihres Vorkommens. Die Pflanzengesellschaft, in der die späte Federnelke als Charakterart vorkommt, heißt Pannonischer Sand-Schwingelrasen (Festucetum vaginatae).

Auf die Angabe des nomenklatorischen Autors wurde auf den Etiketten der pannonischen Gruppe aus Platzgründen und in Anlehnung an die Vorgangsweise in der Exkursionsflora für Österreich verzichtet.

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