#VielfaltistLeben

Die Selfie-Wand im Botanischen Garten

Die Selfiewand von Monika Ernst © BGUW

Der Standort am Botanicum © BGUW

Die Selfie-Wand an unserem Kursgebäude ist ein Anreiz, sich mit der Vielfalt heimischer Pflanzen-Arten auseinanderzusetzen. Die klingenden Namen und die Darstellung der Pflanzen-"Charaktere" wollen dazu anregen, unsere Flora mit frischem Blick zu betrachten. Dann wird einem nämlich bewusst, von wie vielen unterschiedlichen Pflanzen wir im Alltag umgeben sind.

Diese Vielfalt ist allerdings am Verschwinden. Die Liste der vom Aussterben bedrohten Arten wächst schneller denn je. Was das bedeutet und welche Arten davon betroffen sind, kann man sich meist nur schwer vorstellen. Wer weiß schon, welche Pflanze sich hinter dem lateinischen Namen Schoenoplectus mucronatus versteckt? Und wer hätte geahnt, dass der deutsche Name "Stachelspitzige Teichbinse" dafür so unterhaltsam klingt?

Jede Pflanzenart auf der Selfiewand zeigt eigene einzigartige Kombinationen von Merkmalen und Anpassungen, die ihnen das Überleben an zum Teil unwirtlichen Standorten ermöglicht. Das neugierige und damit genauere Beobachten schafft Raum für ein Verständnis für die Leistungen der Pflanzen, die nicht selten Vorbild für technische Erfindungen sind.

Wir laden Sie herzlich ein, sich mit unseren Pflanzen abzulichten und Ihr Foto mit dem hashtag #VielfaltistLeben zu posten.

Ein Set animierter GIFs unserer Pflanzen steht für Instagram, WhatsApp und Facebook Messenger unter dem Suchbegriff "botanicumwien" oder "Vielfalt ist Leben" zur Verfügung.

Artensteckbriefe

Straßen-Gänsefuß

(Chenopodium urbicum, Chenopodiaceae/Gänsefußgewächse)

Der Straßen-Gänsefuß ist auch unter dem Namen Dorf-Gänsefuß bekannt. Früher war diese Art häufiger, heute ist sie so selten geworden, dass ihr Vorkommen österreichweit als stark gefährdet eingestuft ist. Dieser Gänsefuß liebt warme, sehr nährstoffreiche Stellen. Klassische Wuchsorte sind unbefestigte Weg-Raine oder das Umfeld alter Gemäuer wie zum Beispiel Burgen. Heute sind solche Lebensräume selten, weil viele solcher Stellen zu "sauber" gepflegt werden oder überhaupt zubetoniert sind.


Jelängerjelieber

(Lonicera caprifolium, Caprifoliaceae/Geißblattgewächse)

Jelängerjelieber ist eine Schlingpflanze, die ursprünglich von Süd-Europa bis Kleinasien vorkommt. Als attraktives Gehölz wird sie gern in unseren Gärten gepflanzt, von wo aus sie wiederum den Weg "zurück" in die freie Natur gefunden hat. Die Blüten werden von Nachtschwärmern besucht, ihr Geruch ist auch für menschliche Nasen wahrnehmbar und angenehm. Achtung ist geboten bei den Früchten: die kirschroten Beeren sind giftig!


Gewöhnliche Kuhschelle

(Pulsatilla vulgaris, Ranunculaceae/Hahnenfußgewächse)

Dieser Frühlingsblüher ist auch eine beliebte Gartenpflanze. In der Natur ist die Gewöhnliche Kuhschelle in Österreich sehr selten und vom Aussterben bedroht! Bei trüb-kaltem Wetter lassen die Pflanzen ihre Blütenköpfe hängen. Pulsatilla findet in der klassischen Homöopathie Anwendung zur Behandlung von Husten, Schnupfen, Mittelohr- und Nebenhöhlenentzündungen, speziell bei Kindern.


Stachelspitzige Teichbinse

(Scirpus mucronatus, Cyperaceae/Riedgräser)

Will man die stacheligen Spitzen dieser Teichbinse finden, muss man die ohnehin sehr kleinen, unscheinbaren Blüten unter die Lupe nehmen: die so genannten Deckblätter, die die einzelnen Blüten "tragen", haben diese stacheligen Spitzen, die dieser Teichbinsen-Art ihren Namen geben.  Die Art ist in Österreich sehr selten und vom Aussterben bedroht. Sie liebt es feucht: Röhrichte, schlammige Ufer und Sümpfe sind ihr Lebensraum.


Stinkender Storchschnabel

(Geranium robertianum, Geraniaceae/Storchschnabelgewächse)

Ob dieser Storchschnabel stinkt oder nicht, ist "Geschmackssache". Einen sehr charakteristischen Geruch verbreiten seine Blätter allemal. Der Stinkende Storchschnabel, auch unter dem Namen Ruprechtskraut bekannt, ist recht häufig. Wo er vorkommt, sind Nährstoffe reichlich vorhanden. Was den Lebensraum angeht, ist er wenig anspruchsvoll: er kommt sowohl in feuchten Wäldern und Schluchten vor als auch im Gleisschotter von Bahnanlagen.


Echter Faulbaum

(Frangula alnus, Rhamnaceae/Kreuzdorngewächse)

Der Faulbaum ist ein ziemlich häufiges Gehölz unserer heimischen Flora, dabei aber eher unscheinbar. Weder die Blüten noch die Früchte sind besonders auffällig. Er ist relativ anspruchslos, was seinen Standort angeht. Wo der Faulbaum wächst, sind nicht viele Nährstoffe im Boden. Spannend sind seine Verwendungsmöglichkeiten: die Rinde wird zu medizinischen Zwecken und zum Färben genutzt, früher wurde das Holz zu Holzkohle für Schießpulver verarbeitet. Deswegen trägt dieses Gehölz auch den Namen "Pulverholz".


Mäusedorn

(Ruscus, Asparagaceae/Spargelgewächse)

Mäusedorn-Arten haben eine morphologische Besonderheit: was wie Blätter aussieht, sind gar keine! Vielmehr handelt es sich um Kurztriebe, die laubblattartig verbreitert sind und die Funktion von Laubblättern übernehmen. Die eigentlichen Laubblätter sind winzig und trockenhäutig. In Österreich gibt es nur eine Mäusedorn-Art, nämlich den Zungen-Mäusedorn (Ruscus hypoglossum). Er ist vom Aussterben bedroht und kommt nur an einer Stelle in Niederösterreich vor.


Die Künstlerin

Monika Ernst, geb. 1996 in der Steiermark, arbeitet freiberuflich als Illustratorin und Designerin. Durch das Studium an der Universität für angewandte Kunst Wien, wo sie Grafik Design bei Prof. Oliver Kartak studiert, verlagerte sich ihr Lebensmittelpunkt nach Wien. Ihr Interesse an der Natur und deren Phänomene zieht sich durch ihre unterschiedlichsten Projekte durch, wobei das Erzählen von Geschichten stets eine zentrale Rolle spielt. Der Anspruch für jedes Projekt eine individuelle Lösung zu finden, bedarf ständiger Neufindung, weswegen sich Monika Ernst auf keine Technik oder keinen Stil festlegt. Ihre Arbeiten sind in Ausstellungen, Büchern, Werbung, Wandbildern und Gemälden zu sehen.

Glossar: Biodiversität – erlebbar gemacht!

Der Begriff Biodiversität beschreibt die Mannigfaltigkeit, den Reichtum an Lebewesen und Lebensräumen auf unserem Planeten. Dieser Reichtum macht unser Leben erst möglich, er macht es interessant, er macht es bunt. Unsere tierische Mitwelt nehmen wir in der Regel viel bewusster wahr als den "grünen Hintergrund", der irgendwie immer da ist und deswegen als selbstverständlich angenommen wird. Dieser grüne Hintergrund, die Pflanzen, sind letztlich aber die Lebensgrundlage für uns alle! Die Fotowand ist deshalb ein flammendes Plädoyer für Vielfalt auf allen Ebenen, ganz speziell aber ein Plädoyer für die pflanzliche Vielfalt: Leben ist Vielfalt, leben wir diese Vielfalt!

Gefördert durch die Wirtschaftsagentur Wien. Ein Fonds der Stadt Wien.