Bambushain

Phyllostachys viridiglaucescens – Meergrüner Blattbambus

Phyllostachys viridiglaucescens © BGUW_R. Hromniak

Phyllostachys viridiglaucescens © BGUW_R. Hromniak

Phyllostachys viridiglaucescens © BGUW_R. Hromniak

Phyllostachys viridiglaucescens © BGUW_R. Hromniak

Standort im Garten: Gruppe 20

Der Begriff "Bambus" umfasst eine ganze Unterfamilie (Bambusoideae) der echten Gräser (Poaceae), die sich u.a. durch ihre holzigen "Halme" auszeichnen. Phyllostachys ist eine der zahlenmäßig größten Bambusgattungen, deren Arten von allen winterharten Bambussen die größten Höhen erreichen. Durch die Ausbreitung über Rhizome bilden sie im Lauf der Zeit dickichtartige Bestände. Die Halme werden vielfältig genutzt, die jungen Triebe vieler Phyllostachys-Arten sind essbar. Der Bestand von Phyllostachys viridiglaucescens im Botanischen Garten der Universität Wien, der inzwischen eine Fläche von ca. 300 m2 einnimmt, ist seit 1893 belegt.

Die Gattung Phyllostachys umfasst ca. 75 Arten, die im temperaten China (von Peking südlich bis in die Provinzen Zhejiang, Anhui und Hubei) beheimatet sind. Schon in antiker Zeit wurden viele Arten zu Zier- und Nutzzwecken in Japan eingeführt. Seit etwa 150 Jahren gelangen Phyllostachys-Arten auch nach Europa und Amerika. Am Naturstandort werden die Arten von Phyllostachys oft deutlich über 5 m hoch; P. edulis kann sogar bis 25 m erreichen. In der Gartenkultur außerhalb Asiens bleiben die Arten dagegen oft deutlich kleiner. Bei ausgewachsenen Pflanzen erreichen die Triebe ihre Maximalhöhe innerhalb eines Jahres; anschließendes Wachstum bewirkt ausschließlich eine zusätzliche Verzweigung der Triebachsen.

Neben der unterschiedlichen Wuchshöhe liegen wesentliche Unterscheidungsmerkmale der Arten in der Wanddicke der Triebachsen, deren Oberfläche (meist glatt, aber auch rau oder gerippt) und Farbe (oft dunkelgrün, manchmal gelb oder selten auch schwarz, auch braun gesprenkelt oder gelb bzw. cremefarben gestreift).

Während sich in Europa die Nutzung von Phyllostachys weitgehend auf die Verwendung als Zierpflanze beschränkt, kommt in Asien vielen Arten auch andere wirtschaftliche Bedeutung zu: Das Rohr von P. bambusoides oder von P. edulis wird als Bauholz und zur Möbelherstellung verwendet, zur Möbelproduktion dienen auch die Sprosse der schwarztriebigen P. nigra, als Basis zur Papierproduktion werden u. a. P. bambusoides und P. viridiglaucescens plantagenmäßig angebaut, junge Triebe von P. dulcis und P. edulis sind eine Quelle für Bambussprosse zu Speisezwecken.

Eine Besonderheit vieler Bambus-Arten ist das lange Intervall zwischen zwei Blütezeiten und die Tatsache, dass alle Individuen einer Population oder einer Abstammungseinheit gleichzeitig blühen und dann meistens absterben. Am Naturstandort und an manchen Gartenstandorten erneuern sich die Populationen dann aus Samen.

Aufsehen erregte die synchrone Blüte von Fargesia murieliae (= Sinarundinaria m.), einer in unseren Breiten häufig kultivierten Bambus-Art. Seit den 1980er Jahren blüht Fargesia nitida weltweit, auch der Horst im Botanischen Garten der Universität Wien neben P. viridiglaucescens ist betroffen. Massenblüten sind für einige Phyllostachys-Arten dokumentiert: P. edulis scheint etwa alle 50 Jahre zu blühen, P. nigra ca. alle 30 Jahre, und P. aurea alle 15 Jahre etc.

Die auffälligste in unserem Botanischen Garten kultivierte Bambus-Art, P. viridiglaucescens, hat ihre ursprüngliche Heimat in den chinesischen Provinzen Jiangsu und Zhejiang. Sie kann bis 10 m hoch werden. Ihre Sprossachsen haben einen maximalen Durchmesser von bis zu 10 cm. Neue Triebe werden jeweils im April/Mai gebildet. Die Sprossachsen besitzen im ersten Jahr eine charakteristische weißpudrige Bereifung, die mit dem Alter verloren geht, so dass die Achsen dann mattgrün erscheinen. Die Art hat bei uns bislang noch nicht geblüht, in der Literatur wird die letzte Massenblüte für 1968 angegeben. P. viridiglaucescens ist eine der winterhärtesten Phyllostachys-Arten. Im Botanischen Garten der Universität Wien hat sie auch die langen und schneearmen Winter 1984/85 und 1985/86 überstanden, wenn auch nach solchen Wintern deutliche Trockenschäden an den Blättern erkennbar sind.

Junge Sprosse am Meergrünen Blattbambus

Phyllostachys viridiglaucescens – junger Spross © BGUW_R. Hromniak

Jeweils im späten Frühjahr erscheinen die jungen Sprosse, die am unterirdischen Rhizom als seitliche Augen angelegt sind. Der Spross schiebt sich wie ein Teleskop auseinander und kann bei seinem Längenwachstum eine erstaunliche Geschwindigkeit an den Tag legen. Er weist bereits an der Basis den Durchmesser auf, den der ausgewachsene Halm später haben wird. Ein sekundäres Dickenwachstum des Sprosses gibt es nicht.

Da die jungen Sprosse sehr empfindlich sind, ist die Gruppe im Garten derzeit gesperrt und der Bambus-Steg ist nicht begehbar. Die jungen Sprosse sind aber auch vom Weg aus sehr gut zu erkennen.

Infoblätter zu dieser Pflanze