Vielfaltsgärtnern im Herbst

Unkrautecken und Brachflächen erhalten und pflegen

Presse-Mitteilung vom 21. September 2022


Brachflächen fördern die Vielfalt von Pflanzen und Tieren im Garten. © BGUW_R. Hromniak

In alten Stängeln nisten Wildbienen © BGUW_R. Hromniak

Offener Boden ist die Heimat von Pionierpflanzen © BGUW_R. Hromniak

Brachflächen als Gestaltungselement im Garten © BGUW_R. Hromniak

Der Botanische Garten der Universität Wien erhält mit Unterstützung der Wiener Städtischen Versicherung Brachflächen, die mit ihrer Flora und Fauna zur Vielfalt im Garten beitragen. Gerade im Herbst ist die richtige Herangehensweise wichtig, damit Unkrautecken und kleine Brachflächen nicht der Schere zum Opfer fallen. Der Botanische Garten zeigt, wie es geht.

Ungenutzte Brachflächen haben nicht nur am Acker, sondern auch im Garten ihre Berechtigung. Hier wächst, was im Boden als Samen vorhanden ist, was aus der näheren Umgebung einwandert oder von Wind und Tieren eingetragen wird. Hat sich im Garten über den Sommer ein solches verwildertes Stück Brache etabliert, sollte man es im Herbst keinesfalls entfernen. Denn Gartenbrachen sind Horte der Artenvielfalt. Hier kommen Pflanzen auf, die im übrigen Garten nicht gern gesehen sind und formen ein Dickicht, das einen Rückzugsort für Tiere bildet.

Brachen als Gartenelement

Im Botanischen Garten der Universität Wien werden gezielt Brachflächen und Unkrautecken "angelegt“, um die Artenvielfalt im Garten zu erhöhen. Oft sind die Brachflächen eine Zwischenbepflanzung, etwa wenn ein Teil des Gartens umgestaltet wird. An solchen Stellen muss sich die Erde erst setzen, bevor Gehölze gepflanzt werden können. Dann ist Platz für die Brache. Besonders prominent ist im Botanischen Garten der Universität Wien die Brache rund um das Botanicum, das Kursgebäude des Gartens. Die Fläche wird mit Unterstützung der Wiener Städtischen Versicherung in den kommenden Jahren als Brache erhalten und bewusst als gestalterisches Gartenelement eingesetzt. Das Sponsoring zeigt, dass Brachflächen in der Öffentlichkeit einen neuen Stellenwert haben und nicht einfach als verwilderte Flächen wahrgenommen werden.

"In der Kulturlandschaft spielen Brachflächen eine zentrale Rolle“, betont Sonja Steßl, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen. "Sie sorgen dafür, dass Lebensräume erhalten bleiben, und leisten somit einen wesentlichen Beitrag zum Natur- und Artenschutz. Als einem der führenden Versicherungsunternehmen des Landes ist der Wiener Städtischen das Thema Umwelt ein besonders wichtiges Anliegen. Wir sind nicht nur stolzer Partner des Botanischen Gartens, sondern übernehmen auch mit Freude die Patenschaft für dessen Brachflächen. So tragen wir gemeinsam dazu bei, unseren Planeten zu schonen und für nachfolgende Generationen lebenswert zu erhalten!“ 

Wie man eine Brache pflegt

Für Gärtner*innen bedeutet eine Brachfläche allerdings nicht, sich einfach nur zurückzulehnen. Gerade wenn eine Brache über mehrere Jahre erhalten werden soll, sind Eingriffe sinnvoll, damit die Fläche nicht verbuscht und weiterhin konkurrenzschwache Kräuter hier wachsen können, die sonst verdrängt würden. 

Will man eine Brache anlegen, ist die einfachste Variante, ein Eck im Garten sich selbst zu überlassen. Bei artenarmen Rasen ist es sinnvoll, offenen Boden zu schaffen, der von Pionierpflanzen besiedelt werden kann. Mit Samen von umliegenden Brachflächen können auch gezielt Kräuter angesät werden. Bei nährstoffreichen Böden und eintöniger Pflanzendecke empfiehlt es sich 1-2 mal im Jahr zu mähen und das Mähgut zu entfernen, um Nährstoffe zu entziehen. In jedem Fall sollte man aber einen Teil der Pflanzen als Überwinterungsort für Tiere stehen lassen. Keinesfalls sollte mit dem Rasenmäher alles gehäckselt werden, sonst ist es mit der tierischen Vielfalt vorbei. Besonders wichtig ist, dass man dicke Stängel stehen lässt und nicht das ganze Laub entfernt. Hier überwintern nämlich viele Kleintiere. Laubbläser sind höchst problematisch, da der starke Luftstrahl nicht nur Insekten, sondern auch kleinen Molchen und Fröschen den Garaus macht. Besser kehrt man das Laub zu einem Haufen und lässt diesen über Winter stehen – mindestens bis in den April, damit die Tiere nicht bei Spätfrösten erfrieren. Wer sich an diese Maßnahmen hält, fördert nicht nur die Vielfalt im Garten, sondern hat auch ein interessantes Gestaltungselement im Garten. 

Weitere Informationen:

Die Brachflächen im Botanischen Garten sind während der Öffnungszeiten bei freiem Eintritt zu besichtigen.
Am 28.9.2022 gibt Gärtnerin Alena Binder im Rahmen der Mittwochsführung um 16:30 Tipps zum Vielfaltsgärtnern im Herbst.

Kontakt

David Bröderbauer
Core Facility Botanischer Garten
Universität Wien
Rennweg 14
1030 Wien
Österreich
+43-1-4277-56410
+43-664-60277-56410